Im Interview: Alexander Ambronn, Gründer von Regio83

Alexander Ambronn hatte Anfang 2023 die Idee, einen regionalen Nachrichtenblog zu starten.
Seit dem 9.Juli 2023 ist Regio83 online. Lesen Sie hier, wie es zu der Idee kam und welche Absicht dahintersteckt.

Regio83: Alexander, du hast Regio83 ins Leben gerufen. Wie bist Du auf die Idee gekommen?

Alexander Ambronn: Seit 2020, seit ich gemerkt habe, dass in diesem Land und auf der ganzen Welt etwas ganz und gar aus dem Ruder zu laufen droht, mache ich mir Gedanken, was ich tun kann, um diese Entwicklung zu stoppen. Aber alles, was ich angefangen habe, musste ich wieder aufgeben, nachdem ich eingesehen hatte, dass es nicht zum Ziel führt. Ich habe einfach keinen „Anpack“ gefunden. Ich war kurz davor, zu resignieren. Immer wieder habe ich überlegt, wie ich es anstellen kann, dass mehr Menschen dafür kämpfen, ein freies, selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu führen. Dann habe ich Michael Meyen kennengelernt, gelernter Journalist und Professor für Medienwissenschaft in München. Meyen hat gesagt, jeder kann Journalist werden und es gibt eigentlich keine regionale Berichterstattung. Da hat es bei mir Klick gemacht.

Regio83: Du hattest aber nicht gleich die fertige Idee im Kopf, oder?

Alexander Ambronn: Natürlich nicht. Prof. Meyen bietet einen „Kompaktkurs Journalismus“ an. Da lernt man in 4 Tagen die Grundbegriffe und Grundregeln des Journalismus. Deswegen ist man noch kein Journalist. Aber man kann starten.
Das Konzept von Regio83 hat sich dann im Laufe mehrerer Monate herausgebildet.

Regio83: Was genau willst du mit Regio83 erreichen?

Alexander Ambronn: Ich will erreichen, dass sich Menschen real vernetzen anstatt digital, etwas tun, anpacken, Projekte starten, einen Kindergarten gründen, eine Kreislaufwirtschaft als Genossenschaft anschieben, eine Bürgerinitiative ins Leben rufen. Beispiele gibt es genug, doch sie sind kaum bekannt. Darüber will ich berichten und andere zum Mitmachen anregen. Dieser Blog ist weniger ein politischer als einer, der Mut macht, selbst aktiv zu werden. Ich höre immer wieder, es sei bereits viel zu spät und die Menschen müssten wachgerüttelt werde. Meine Erfahrung ist, dass die Menschen schon wach sind, aber keinen Mut haben. Denn diese Gesellschaft, ja unsere Welt, steht vor einem gewaltigen Umbau. Noch ist völlig unklar, wohin uns dieser Umbau führen wird. Noch ist nichts entschieden. Wir alle sind aufgerufen, uns an der Gestaltung zu beteiligen. Das ist eine riesige Aufgabe und doch wohin ich blicke, sehe ich nur Zuschauer, die auf den Rängen der Arena sitzen, während unten einige wenige Akteure die neue Ordnung ausrufen. In der Loge vielleicht ein paar Grantler wie in der Muppet-Show. Doch damit ist nicht geholfen.

Regio83: Was kann Regio83 denn bewirken?

Alexander Ambronn: Wir brauchen gelungene Beispiele für ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Frieden und Freiheit. Immer wieder schließen sich Menschen zusammen, um etwas auf die Beine zu stellen und sich dabei unabhängig vom Staat und seinen erdrückenden Vorgaben zu machen. Darüber will ich berichten, wenn möglich so, dass andere gleich einen Bauplan bekommen, wie sie sich selbst auch engagieren können. Ich will möglichst detailliert über Voraussetzungen schreiben und wie man Anfangsschwierigkeiten überwindet. Wir brauchen eine Graswurzelbewegung. Wenn Menschen zusammen etwas Sinnvolles aufbauen, entsteht Solidarität. Da hilft einer dem anderen. Schwierigkeiten werden gemeinsam überwunden. Das ist der Geist, den wir brauchen. Mir geht es gar nicht um die politische Richtung. Wichtig ist, dass Menschen zusammenarbeiten und ihre Fähigkeiten und Talente in ein Projekt einbringen.

Regio83: Das wird ein langer Weg werden. Ist es denn nicht schon 5 vor 12?

Alexander Ambronn: Vielleicht ist es bereits 5 vor 12. Doch deswegen können wir schließlich nicht den Kopf in den Sand stecken und aufgeben. Oder was noch schlimmer ist: jammern und unser Schicksal beklagen. Wir müssen etwas tun und je eher wir damit anfangen, desto größer ist die Chance, dass wir Erfolg haben werden.

Regio83: Wie willst Du Menschen davon überzeugen, ihre Komfortzone zu verlassen und sich mit anderen zusammenzuschließen?

Alexander Ambronn: Ein Problem unserer Zeit ist, dass niemand mehr Verantwortung übernehmen will. Wir verstecken uns hinter digitalen Medien, in denen wir unsere Ansichten freimütig mitteilen. Aber wir bleiben anonym. Es ist ganz leicht, sich zurückzuziehen. Ganz anders ist es, wenn Menschen in der realen Welt zusammenarbeiten. Da kann sich niemand verstecken. Da muss jeder Verantwortung übernehmen. Da passieren Fehler aus denen man lernt und zu denen man stehen muss. Aber wer sich da engagiert, der erfährt, was es heißt erfolgreich zu sein, was Solidarität bedeutet, für einander einzustehen. Da steckt eine große Befriedigung drin. Das gibt dir viel mehr, als ein anonymer Chat in den digitalen Medien. Wer das am eigenen Leib erfährt, wer diesen Unterschied erlebt hat, den lässt das nicht mehr los. Solche Menschen brauchen wir viel mehr.
Regio83 kann hier motivieren und über positive Beispiele berichten.