Benjamin Ferencz war mit 27 Jahren Chefankläger in den sog. Nürnberger Einsatzgruppen Verfahren, in denen Verbrechen der SS angeklagt wurden. Später war Ferencz an der Gründung des Internationalen Strafgerichtshofes 2002 beteiligt. Damals war er bereits 80 Jahre alt. Es ist nicht verwunderlich, dass Ferencz auf die Frage, wie die Welt zu verändern sei, antwortet: langsam!
Das Buch ist eine kurze Biographie seines Lebens. Geschrieben wurde sie von der englischen Journalistin Nadia Khomami aufgrund von Interviews.
Ferencz, geboren im März 1920 in Rumänien, wanderte mit seinen Eltern als Kind in die USA aus. Dort lebte die Familie in großer Armut in New York in einem Viertel, das von Kriminalität beherrscht wurde. Früh entschied sich Ferencz dafür, einen ehrlichen Weg einzuschlagen. Er hatte in seinem Leben immer wieder Glück. So wurde seine Begabung erkannt und er kam auf eine weiterführende Schule. Doch ist ihm nie etwas in den Schoß gefallen. Ferencz musste sich immer wieder durchsetzen, gegen Widerstände ankämpfen. Ferencz, der nie Anweisungen und später als Soldat im zweiten Weltkrieg nie Befehle ausführte, die er nicht verstand oder die er für ungerecht hielt, war immer seiner Wahrheit verpflichtet. Er bekam ein Stipendium an der Harvard Law School, wo er seinen Abschluss machte. Unmittelbar danach wurde er Soldat und nahm an dem Einmarsch in die Normandie 1944 teil. Da er sich während des Studiums als Assistent seines Professors mit Kriegsverbrechen beschäftigte und viel darüber gelesen hatte, wurde er nach dem Krieg mit der Beweissicherung und Anklageerhebung von Kriegsverbrechen der Nazis betraut. Im Alter von nur 27 Jahren wurde er einer der Chefankläger.
Seit er die Gräuel des Krieges selbst erlebt und später aufgearbeitet hatte, wurde Ferencz zu einem Verfechter gegen jede Art von Krieg. Er betrieb viele Jahre lang die Errichtung eines internationalen Strafgerichtshofes und bedauerte bis zum Schluss, dass sein Heimatland, die USA, sich weigerten dessen Zuständigkeit auch für sich anzuerkennen. Ferencz sieht in dem Staatsgerichtshof einen bedeutenden Schritt zur Friedenssicherung, denn Kriegstreiber müssten nun damit rechnen, im Gefängnis zu landen. Ferencz ist sich bewusst, dass die Wege immer steinig sind und niemals geradeaus führen. So lautet auch die Überschrift eines seiner Kapitel. Veränderung geht immer langsam vonstatten lautet Ferencz mehrfach geäußerte Überzeugung und dennoch oder gerade deswegen dürfe man nicht aufgeben und nicht nachlassen.
Das Buch ist in einfacher, verständlicher Sprache geschrieben. Es ist frei von Stolz und Überheblichkeit für das Erreichte. Vielmehr ist es ein Mutmacherbuch, das in der heutigen Zeit Menschen jeden Alters ermutigt, sich für eine bessere Gesellschaft einzusetzen und seine Überzeugungen und Wahrheiten mutig und entschlossen zu vertreten.
Ferencz ist im April 2023 im Alter von 103 Jahren gestorben. Er war bis zuletzt
geistig rege und bis ins hohe Alter körperlich fit und gesund!
Benjamin Ferencz, „Sag immer Deine Wahrheit“, 159 Seiten, bei Heyne erschienen 2020 gebunden für 17,00 EUR, als Taschenbuch April 2023 für 12,00 EUR
Das Buch ist eine Empfehlung!
Von Alexander Ambronn