Die Propaganda Matrix

Die Propaganda-Matrix, ein Buch von Michael Meyen, erschienen 2021 als Taschenbuch bei Rubikon für 18,00 Euro.

Die Sprache mutet auf den ersten Blick ziemlich schrill an. Dabei ist Michael Meyen ordentlicher Professor an der Universität München am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung. Und das seit 2002. Meyen ist in der DDR aufgewachsen und hat dort Journalismus gelernt, studiert, später nach der Wiedervereinigung in Leipzig promoviert und sich habilitiert. Er kennt den Journalismus von innen und außen. Als praktischer Journalist, der er war und ist. Als Medienforscher betrachtet Meyen den Journalismus aus der Metaperspektive des Professors.

Bevor man sich mit dem Buch beschäftigt, sollte man den Film Matrix der Geschwister Wachowski noch einmal ansehen. Zumindest nachlesen, um was es da geht. Denn Meyen nimmt immer wieder auf diesen Film Bezug, zieht Parallelen.

Doch Meyen ist zuallererst Wissenschaftler, bezieht sich auf Forscher, deren Ruf international zur Spitzenklasse zählt. Und erklärt, wie Medien, wie Journalismus funktionieren und das bereits seit über hundert Jahren. Walter Lippmann, Noam Chomski, Michel Foucault, der die Diskursordnung beschrieben hat, Niklas Luhmann, der den Begriff „Gedächtnis der Gesellschaft“ eingeführt hat. Was in den Medien berichtet wird, haben andere auch gelesen. So entsteht das Gedächtnis der Gesellschaft. So kommt man ins Gespräch. Die Auswahl der Nachrichten, die überall gleich sind, steuert womit wir uns beschäftigen.

In den ersten 7 Kapiteln beschreibt Meyen, wie Journalismus zu dem geworden ist, was uns heute der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Leitmedien wie Spiegel, FAZ und SZ servieren. Fundiert argumentiert, wissenschaftlich belegt, mit eigenem Erleben kurzweilig abgerundet. Der lautmalerische Sprachstil passt für mich nicht immer zum eigenen Anspruch, aber das mag Geschmackssache sein.

In den folgenden 6 Kapiteln ordnet Meyen seine Erkenntnisse in 4 Arenen ein, in denen nach seiner Meinung das Programm gespielt wird, in denen wir selbst auf den Rängen als Zuschauer sitzen, selbst aber nicht eingreifen können. So ganz klar arbeitet Meyen nicht heraus, welches Programm eigentlich gespielt wird. Vielleicht kann man das mit wissenschaftlichen Mitteln auch gar nicht leisten. Meyen zeigt, wie ich meine, vielmehr das Spiel, das in der Arena abläuft. Wie beim Fußball. Die Regeln kennt ja jeder oder wenigstens die Meisten. Wer hat die Regeln aufgestellt und wird damit ein Ziel verfolgt?

Das kann hier vielleicht offenbleiben, denn allein die Zustandsbeschreibung, der man logisch sehr gut folgen kann, ist erschreckend genug.

In seinem Schlusskapitel zeigt Meyen Wege in die Freiheit auf. Man müsse die Medien entprivatisieren, das System vom Kopf auf die Füße stellen. Natürlich meint er nicht, die Medien unter öffentliche Kontrolle durch unsere Politiker zu stellen. Das hieße ja, den Teufel mit dem Beelzebub austreiben oder den Bock zum Gärtner zu machen.

Der Weg dahin wird wohl lang sein. Es bedarf eines Umdenkprozesses, der bereits in der Schule und der journalistischen Ausbildung beginnen muss und ein anderes Verständnis über Wirklichkeitswahrnehmung hervorbringt. Die Diskussion verlagert sich spätestens seit der Initiative „Leuchtturm ARD“ zunehmend von einer akademischen in eine öffentliche Diskussion.

Das Buch ist eine Empfehlung!

Alexander Ambronn